Skifahren ist viel mehr als nur auf zwei Brettern die Piste hinunter zu fahren. Der Einkehrschwung am Nachmittag gehört einfach dazu. In Sölden gibt es ein Aprés-Ski-Lokal, um das sich viele Mythen ragen: das Halli Valli. Was man dort erlebt, ist alles Andere als gewöhnlich.

Es muss im Januar vor ziemlich genau zwei Jahren gewesen sein, als ich das erste Mal im Ötztal Skiurlaub machte. Skifahren gehörte für mich schon immer zu den schönsten Sachen der Welt. Angefangen hat meine Leidenschaft für Neuschnee und Pistenabfahrten schon als Kleinkind. Als mir die Skigebiete in meiner Umgebung zu langweilig wurden (und als es im Winter einfach aufhörte, auch in tieferen Lagen zu schneien), fing ich an, mich nach neuen Herausforderungen umzusehen.

Beste Pistenverhältnisse, gute Stimmung

Durch einen glücklichen Zufall landete ich im Ötztal. Eine Arbeitskollegin, bei der ich mich im Dezember vor zwei Jahren über den fehlenden Schnee in den Skigebieten im Tiroler Unterland beschwert hatte, schlug mir vor, sie in Sölden zu besuchen und ein paar Tage Skiurlaub zu machen. “Bei uns gibt’s Schnee ohne Ende, beste Pistenverhältnisse und verdammt gute Stimmung”, sagte sie. Ich fragte nach, was genau sie mit “guter Stimmung” meinte. “Nach dem Skifahren beim Aprés Ski”, entgegnete sie mir.

Im Ötztal wird der Winter seinem Namen gerecht
Im Ötztal wird der Winter seinem Namen gerecht

Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ein kleiner Absacker gehört nach einem anstrengenden Skitag einfach dazu. Aber gleich traditionelles Aprés Ski? Ich war skeptisch. Da es mir in erster Linie ums Skifahren ging, sagte ich meiner Kollegin zu.

Ein Skitag wie aus dem Bilderbuch

Beste Pistenverhältnisse, traumhafter Ausblick: Sölden ist ein Paradies für Skifahrer
Beste Pistenverhältnisse, traumhafter Ausblick: Sölden ist ein Paradies für Skifahrer

An jenem Wochenende, das ich für meinen Ötztal-Skiurlaub auserkoren hatte, hätte das Wetter nicht schöner sein können. Nicht ein Wölkchen war am Himmel zu sehen, als meine Kollegin und ich uns um kurz vor 8 Uhr in der Früh in voller Skiausrüstung bei Gaislachkoglbahn direkt neben meinem Hotel trafen. 

Voller Motivation und gut gelaunt kauften wir unsere Tickets bei der futuristisch gestalteten Talstation und stapften zu den Gondeln. In weniger als zehn Minuten waren wir bei der Mittelstation (2174 m). Dann wechselten wir auf die 3S-Bahn und nach knapp fünf Minuten erreichten wir die Bergstation (3040 m). Dort oben war es wie im Bilderbuch. Traumhafter Ausblick, strahlender Sonnenschein und der Geruch von frischem Schnee. Meine Kollegin hatte nicht zu viel versprochen. Wir stürzten uns ins Vergnügen.

Nach dem Skifahren ist vor dem Aprés Ski

Die Zeit verging wie im Flug. Kein Wunder, denn das Skigebiet in Sölden ist riesig. Wir fuhren ein paar Mal zur Mittelstation, danach Richtung Langegg und aufs Rotkogljoch. Mittagessen gab’s im Ice Q (kein Wunder, dass hier Teile des neuesten Bond-Streifens gedreht wurden – das Ambiente ist einzigartig). Anschließend verschlug es uns zum Giggijoch. Ich war schon bald so sehr damit beschäftigt, die gut präparierten Pisten zu genießen, dass ich irgendwann aufhörte mir zu merken, wo wir überall waren. 

Schließlich neigte sich unser Skitag dem Ende zu. Gegen 15.30 Uhr beschlossen wir, von der Bergstation direkt ins Tal zu fahren. Was für ein Ritt! Gut gelaunt stolperten wir mit unseren Skischuhe zum Parkplatz. “Jetzt geht’s erst richtig los”, sagte meine Kollegin. Was sie meinte? Natürlich den vorab angekündigten Exkurs zum Aprés Ski. Ich war nach wie vor völlig beflügelt von unserem tollen Skitag und motiviert zum Partymachen.

Einmal umfallen und man ist da

Das Halli Valli liegt nur einen Steinwurf von der Talstation der Gaislachkoglbahn entfernt. “Aprés Ski” steht in großen Buchstaben über dem Eingang, Verfehlen ausgeschlossen. Mein Hotel – das Hotel Valentin – grenzt übrigens direkt an die Bar. Ski und Skischuhe konnten meine Kollegin und ich praktischerweise im hauseigenen Skikeller abstellen.

Das Halli Valli grenzt direkt ans Hotel Valentin
Das Halli Valli grenzt direkt ans Hotel Valentin

Als wir die Tür zum Halli Valli öffneten, war es, als betraten wir eine andere Welt: eine aufregende, einladende Welt. Eine Welt, die das Gegenteil von dem war, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Das Lokal war bereits gut besucht und wir wurden sowohl von einem gut gelaunten Kellner als auch von zahlreichen anderen Gästen begrüßt. Ich war positiv überrascht. Die gute Stimmung war ansteckend. “Was darf’s sein?” fragte der Mann hinter der Bar. Zwei Glühwein-Bestellungen später kamen wir mit einer Gruppe junger Touristen ins Gespräch.  

“Es ist der Wahnsinn”

Einer der jungen Deutschen, Lars, sagte: “Wir sind jetzt schon das fünfte Jahr hier in Sölden. Es ist der Wahnsinn.” Aus der Musikanlage kam “Wir wollen die Eisbären sehen” und alle sangen mit. Aprés-Ski-Hits scheinen bei der Völkerverständigung zu helfen, dachte ich mir – und sang auch mit. Lars war mit seiner Freundin und zwei weiteren Pärchen da. “Nirgendwo sonst findet man solche Pisten wie in Sölden. Der Weg von München lohnt sich sowas von”, sagte er.

Ab geht die Party und die Party geht ab!
Ab geht die Party und die Party geht ab!

Nach einer Runde “Schatzi schenk mir ein Foto”, einem Tänzchen zum Fliegerlied (“Es ist so ein schöner Tag, lalalalala”) und zwei weiteren Bestellungen (diesmal wagten wir uns an Jägermeister und Red Bull, auch als “Flying Hirsch” bekannt) redeten wir weiter. Lars und seine Freundin Mareike erzählten, dass sie sich vor exakt fünf Jahren zum ersten Mal über den Weg liefen – nämlich genau hier, im Halli Valli in Sölden. Mareike war damals mit Freundinnen zum Poltern hier, Lars verbrachte einen Skiurlaub mit seinen Kumpels im Ötztal. Schon damals war das Halli Valli DAS Lokal, um Leute aus allen Teilen der Welt kennenzulernen.

Liebe auf den ersten Blick

Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir wollten damals eigentlich beide unabhängig voneinander einfach nur eine Skiwoche im Ötztal verbringen. Was sich daraus entwickelt hat, konnte ja niemand ahnen”, scherzte Mareike. “Vor zwei Jahren kam unser Sohn zur Welt”, sagte Lars. “Valentin.” Ich war verblüfft. Es war bereits 18 Uhr und aus den Lautsprechern kam “Ein Bett im Kornfeld”. Mareike und Lars erzählten, dass sie jedes Jahr im Winter mindestens eine Woche lang ins Ötztal fahren, um ihren Jahrestag zu feiern. “Valentin ist derweil bei meiner Mutter”, sagte Lars. Anschließend tanzten und sangen wir weiter.

Um 18.30 Uhr (ganz normal für ein Aprés-Ski-Lokal) schloss das Halli Valli seine Pforten und unsere Wege trennten sich. Was blieb, war die gute Laune und das Bewusstsein, dass Aprés Ski viel mehr ist als stumpfer Alkoholkonsum nach dem Skifahren. Man lernt interessante Menschen kennen, während man den aufregenden Skitag Revue passieren lässt und das Leben feiert. Es gilt: Je toller der Skitag, desto toller das Aprés-Ski-Erlebnis. Somit kann das Halli Valli in Sölden eigentlich nur in die Kategorie “absolut empfehlenswert” fallen.